DIE SCHÄRFE DER UNSCHÄRFE
Stephan Berg, in “HORSTKEINING – SCOOP“, Edition Cantz, 2019
Dass sich einer wie Horst Keining, der im Grunde sein ganzes künstlerisches Leben der malerischen Diskussion um die Differenz zwischen Bild und Wirklichkeit und der grundsätzlichen Unbestimmbarkeit ihres Verhältnisses gewidmet hat, diese Diskussion irgendwann auch auf das Feld der Katalogreproduktion ausweiten würde, war eigentlich zu erwarten. Zumal er diesen Schritt gewissermaßen seit vielen Jahren vorbereitet hat. Keining ist in allem, was er auf der Bildfläche tut, ein Systematiker. Lange war er dabei so etwas wie ein außerordentlich akkurater Scharfmaler, ein Präzisionsmaler, der auf der Malfläche keine noch so kleine Abweichung und Unordnung duldete, und dabei bis etwa 1997 vor allem das Verhältnis von Linie und Fläche und danach das Verhältnis von Farbfläche und Schrift auslotete.